Ursprünglich hatte ich gedacht, so schnell wie möglich Deutschland zu verlassen, um das sommerliche Klima am Mittelmeer zu genießen. Das war mein Plan für den 30. August: Ab auf die Autobahn und gen Süden – so schnell die Ente fliegen mag.

Während des Frühstücks klingelte allerdings das Telefon.
Ein Todesfall in der Familie. Bestürzung. Trauer.

Natürlich weiß ich, dass der Tod zum Leben gehört wie die Geburt. Trotzdem war meine Reise zur Seidenstraße zunächst ganz weit weg. Meine Gedanken waren bei der Familie. Es war klar, dass ich nicht auf Reisen gehen würde, ohne mit der Familie vom Verstorbenen Abschied genommen zu haben.

Mit Trauerkleidung in der Ente starteten meine Frau und ich über Hamburg nach Norddeutschland. Die Sonne schien, wir kamen von einem Stau in den anderen und erreichten das Ziel nicht am gleichen Tag. Wir übernachteten in einem brandenburgischen Dorf in der Acadiane, schließlich habe ich sie auch für diese Zwecke ausgebaut.

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Was hat die Seidenstraße mit Frankreich zu tun, werden Sie fragen.

Für mich eine ganze Menge. Denn aus Frankreich stammt die 29 Jahre alte Acadiane, mit der ich mich auf den langen Weg über das Straßennetz mache, das wir Seidenstraße nennen. Sie stammte von einem Weingut in einem malerischen Ort in der Nachbarschaft von Pézenas. Sollten Sie jemals in das Langedoc-Roussillon reisen, empfehle ich, einen ganzen Tag in Pézenas zu verbringen – am besten an einem Samstag. Ein riesiger mediterraner Markt zieht sich an diesem Tag durch diese Stadt, und Sie werden von den Farben und Gerüchen überwältigt sein.

Dort habe ich die Acadiane aus der Sklavenschaft eines Weinbauern “befreit”. Sie durfte über Orange, Lyon, Dijon, Nancy und Luxemburg fahren, und ich spürte, wie der in die Jahre gekommene Motor auf der 1200 km langen Strecke vielleicht nur deshalb durchhielt, weil der 2CV zum ersten Mal in seinem Autoleben ins Ausland kam.

Deshalb ist Frankreich eines der Länder, das auf meiner “Going on the Silkroad”-Karte nicht fehlen darf.

Als Seidenstraße bezeichnet man ein Netz von Karawanenstraßen, deren Hauptroute das Mittelmeer auf dem Landweg über Mittelasien mit Ostasien verbindet. Auf ihr gelangten nicht nur Kaufleute, Gelehrte und Armeen, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturen von Ost nach West und umgekehrt.

Das Kernstück der Seidenstraße, manchmal auch mittlere Seidenstraße genannt, erstreckt sich von der ostiranischen Hochebene und der Stadt Merw im Westen bis zur Wüste Gobi und der Stadt Dunhuang im Osten sowie dem Abzweig Richtung Süden nach Kaschmir und Peschawar. Es verbindet drei der wichtigsten asiatischen Kulturräume: Iran, Indien und China.

Einige unterscheiden zwischen nördlicher und südlicher, andere sprechen von der östlichen und westlichen oder der mittleren Seidenstraße. Für manche hat nur die Route als Seidenstraße eine Bedeutung, die Marco Polo 1273/74 für seine Reise nach China nutzte.

Ich werde die Seidenstraße neu definieren. Meine Seidenstraße wird Elemente der historischen Route enthalten, aber vor allem dort entlang führen, wo ich den Menschen in Regionen begegnen kann, die bewohnbar sind. Sie wird auch deshalb neue Strecken enthalten, weil die alten aus Sicherheitsgründen zur Zeit nicht befahrbar sind.

Die Landkarte auf meiner Acadiane zeigt die Länder, die ich durchqueren werde. Schon bald werde ich mit einem schwarzen Permanentmarker eine Linie ziehen, die ich „2CV-taugliche Seidenstraße“ nenne.