Grenzen sind unnötig. Ich passiere sie immer mit einem unangenehmen Gefühl der unhöflichen Behandlung, Freiheitseinschränkung und Willkür. Vielleicht weil ich zu oft in den 1960er bis 1980er Jahren die DDR-Grenze überquert habe.
Die Behandlung beim Grenzübergang an kroatischen Grenzen brachte die Erinnerung zurück. So auch diesmal beim Überqueren der kroatisch-montenegrinischen Grenze. Wie bei den letzten vier Kontrollen erlebte ich grobe Unhöflichkeit seitens der kroatischen Beamtin.

Der montenegrinische Grenzpolizist zeigte mir, dass es auch anders ging. Er kannte den Tagesgruß und beherrschte Vokabeln wie „bitte“ und „danke“.
Nach einigen Kilometern Landstraße in Montenegro sah ich mitten im Niemandsland eine Citroen-Niederlassung. Klar, dass dieses Foto Pflicht war.

Als ich die Bucht von Kotor erreichte, war ich überwältigt von dem Panorama, das sich mir bot: Blaues Meer und dahinter fast schwarz aufsteigende Berge, die mir den Atem nahmen.


Ich konnte mich nicht satt sehen und legte eine längere Pause ein. Sie tat gut, denn ich merkte, dass sich gerade  eine heftige Erkältung mit Husten, Kopf- und Halsschmerzen entwickelte.

Es war Zeit, eine Bleibe zu finden. Vielleicht sogar für längere Zeit, falls ich noch Fieber bekommen sollte. Ich blieb auf der Landstraße, fuhr die gesamte Bucht von Kotor ab und hielt mich weiterhin an der Küste Richtung Süden. Zwischendurch machte ich Halt an Pensionen oder Campingplätzen. Nichts kam in Frage. Sauberkeit und etwas sanitären Komfort wünschte ich mir für eine Krankheitsphase.

In einem Nachbarort von Petrovac wurde ich fündig: Autocamp Maslina am Strand von Buljarica. Ich suchte mir einen Stellplatz unter Jahrhunderte alten Olivenbäumen und durchstöberte meine Reisemedizin, die mir Frank Guth von der Bergisch Gladbacher Aura Apotheke zusammengestellt hatte.
Schon am nächsten Tag war ich so schlapp, dass ich mein Enten-Bett nur noch Richtung Toiletten verließ. Familie Zaradic, die den Campingplatz in der dritten Generation betreibt, kümmerte sich rührend. Nicht nur, dass ich von meinem Auto aus eine WLAN-Verbindung erhielt, auch nahm sie Kontakt mit DHL auf, als ich auf eine dringende Postsendung wartete. Selbst die Putzfrau und der Gärtner, mit denen ich nur einen rudimentären Smalltalk in serbokroatischer Sprache halten konnte, erkundigten sich jeden Tag nach meinem Befinden.

Als ich wieder fitter war, unternahm ich zunächst kleinere Exkursionen, vor allem an den Strand, und später auch größere über den Berg in die Stadt Petrovac. Dort gab es einen großartigen Ausblick auf die Bucht von Buljarica.

Ich lernte einige Russen kennen, die in Montenegro in Immobilien investiert haben. Darüber beklagten sich die Montenegriner, die Sorge vor einem Ausverkauf der Grundstücke in bester Lage haben. Schön waren die Bauwerke der Russen meist nicht. Sie waren darauf ausgelegt, das maximale Bauvolumen auszunutzen.
An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Moskauerin Svetlana, die mir bei einem Spaziergang von Buljarica nach Petrovac sehr ausführlich über das Interesse ihrer Landsleute an und in Montenegro Auskunft gegeben hatte.

Mein Lieblingsrestaurant fand ich nicht am Strand von Buljarica, sondern an der stark befahrenen Hauptstraße. Es gab eine hausgemachte Rinderbrühe, die mir in der Erkältungsphase gut tat, frische Salate und auch verschiedene Sorten Gemüse. Endlich Abwechslung zum kroatischen Mangold-Kartoffeln-Einheitsbrei.

Noch mit Husten und Schnupfen setzte ich nach einer knappen Woche meine Reise fort – diesmal ins Landesinnere, um bei Sukobin nach Albanien einzureisen.

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