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Ich war sehr gespannt, ob und in welchem Zustand ich meine Acadiane nach sechs Monaten „Parkzeit“ in dem staubigsten Ort meiner Seidenstraßen-Reise vorfinden würde. Noch am Tag meiner Ankunft in der iranischen Grenzstadt suchte ich mit „meinem kleinen Bruder“, wie Atilla sich nannte, die Lagerhalle des Händlers Ahmed auf. Ahmed öffnete vier klobige Vorhängeschlösser, mit denen das Tor gesichert war. Weit hinten in der Lagerhalle stand meine Reise-Ente, die mich letztes Jahr bis an die iranische Küste des Kaspischen Meeres gebracht hatte.

Eine dicke Staubschicht bedeckte das Auto. „Wash me!“, schrieb Atilla mit seinem Finger in den Staub.

Das Auto sprang zuverlässig an – was sonst. Es ist ja ein 2CV! Allerdings hatte der Motor die Lautstärke eines Presslufthammers. Mit diesem Geräusch hatte ich den Wagen dort abgestellt und deshalb jetzt im Koffer einen neuen Vorschalldämpfer mitgebracht. Als erstes ging es in eine Waschanlage. Das Wasser kam aus einer Tonne. Die Jungs leisteten großartige Arbeit.

Am nächsten Tag suchte ich eine Hebebühne, damit ich ohne Umstände den Schalldämpfer austauschen konnte. Ich fand sie in der Werkstatt des 16-jährigen Hakan. Der Junge stand mitten im Leben: Er führte die Werkstatt, machte Kostenvoranschläge, reparierte mit Geschick und war dazu ein dufter Typ. Mit Händen und Füßen erklärte ich dem nur kurdisch sprechenden Jungen, dass ich seine Hebebühne für einen Nachmittag mieten wolle. Wir wurden uns handelseinig und brachten den Wagen in eine angenehme Arbeitshöhe. Erst als ich mir einen Blaumann anzog, registrierte Hakan, dass ich selbst reparieren wollte.

Wenige Minuten später war ich von Kurden umringt, die sich bestens unterhalten fühlten, weil ein Deutscher ein sehr skurilles Auto in einer Region reparierte, in die sich nur wenige Ausländer wagen. Einige wollten nicht nur zuschauen. Sie assistierten, indem sie mir die passenden Schraubschlüssel oder Ratschen anreichten.

Das war der defekte Vorschalldämpfer, den die Kurden am liebsten noch geschweißt hätten.

Dankbar bin ich vor allem Bahtiyar und Muhammed, die mich schließlich beim Schrauben unterstützten. Hakan verweigerte nach getaner Arbeit die Annahme des vereinbarten Honorars. Ich konnte mich nur mit Gastgeschenken aus Köln und dem Bergischen Land revanchieren.

Atilla, Hakan, Bahtiyar und Muhammed: Ich habe mich bei euch sehr wohl gefühlt.

Sipas dikim ji bo mêvanperwerîya we.

Der Kurde Atilla unterstütze mich bei der Suche nach einem Stellplatz für meine Reise-Ente. Er schlug eine Wiese, einen Rohbau oder ein eingefriedetes Grundstück vor. Wir besichtigten diese Orte. Sie sagten mir nicht zu, denn ich wünschte mir einen Platz mit einem Dach und einem abschließbaren Tor.

Nach vielen Telefonaten und einem Tipp eines iranischen Zahnarztes wurde mir die Lagerhalle des kurdischen Händlers Ahmed angeboten. Dort konnte die Acadiane trocken und sicher den harten kurdischen Winter überstehen.

Ich kehrte aus Georgien in die Türkei zurück. Als erstes besuchte ich das Yula-Restaurant in Hopa. Dort gab es frischen Fisch aus dem Schwarzen Meer. Wieder einmal wurde ich mit einer fantastischen Mahlzeit verwöhnt.

Zunächst rollte ich durch eine wunderschöne Herbstlandschaft, die dann weiß wurde. Auf 2500 m Höhe lag im anatolischen Gebirge bereits der erste Schnee.

Die Kasten-Ente schaffte die Steigungen nur im ersten Gang. Es war mühsam. Für eine Strecke von 50 km brauchte ich sechs Stunden. Ein Steinschlag in der Windschutzscheibe machte mir Sorgen. Ohne Scheibe durch die eisige Kälte zu fahren, war keine angenehme Vorstellung. Noch nie war ich durch so einsame Regionen gefahren. Ich hatte einen Rundblick von etwa 50 km. Keine Häuser. Keine Menschen. Nur diese Straße, die mich immer weiter ins Niemandsland führte.

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Wenn ich auf Reisen bin, dann lerne ich sehr viele Menschen kennen. Ich kann leider nicht alle Kontakte aufführen. Diese Beispiele zeigen einen nicht repräsentativen Querschnitt meiner Begegnungen in der Türkei.

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